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Schutzhülle für den Betonsarg des Tchernobyl-Unfallreaktors: Französisches Engineering im Dienste eines alle Normen sprengenden Projekts

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24 März 2016 - Baustellen - Die Ukraine

NOVARKA, Joint Venture (50/50) zwischen VINCI Construction Grands Projets (Konsortialführer) und Bouygues Travaux Publics, ein Unternehmen von Bouygues Construction, realisiert zurzeit eine Schutzhülle für den am 26. 4. 1986 explodierten Reaktor 4 des AKW Tschernobyl.

Dieses weltweit einzigartige Projekt umfasst die Planung und den Bau einer bogenförmigen Schutzhülle, die den 1986 unmittelbar nach dem Reaktorunfall errichteten Sarkophag umschließen soll. Zur Ausführung des Stahlkonstruktionsgewölbes haben zwei französische Baukonzerne ihr gemeinsames Know-how aufgeboten.
Die auf zwei Sohlschwellen gegründete Hülle wird westlich vom Unfallreaktor errichtet und dann über den bestehenden Betonsarg geschoben.

Die Hauptfunktionen der von NOVARKA geplanten und gebauten neuen Schutzhülle sind:
- die dichte Umschließung des radioaktiven Materials;
- der Schutz der Arbeitskräfte vor Ort;
- der Schutz des bestehenden Betonsargs vor Witterungseinflüssen.

Die Hülle wird eine Reihe von Ausrüstungen und Anlagen für den späteren Rückbau des Reaktors 4 umfassen. Damit kann der Rückbau mit maximaler Flexibilität und Sicherheit und minimalem menschlichen Eingriff erfolgen.
Das nachstehende Projektvideo zeigt die Bewegungsabläufe; die einzelnen Schritte werden im Dokument Bewegungsablauf („Index cinématique“) in der Rubrik „Mehr darüber“ erläutert.

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Wichtige Eckdaten des Projekts:

2011 Ende der Tiefbauarbeiten für die Montagezone

2012-2015 Montage der Schutzhülle

2015-2016 Installation der elektromechanischen Ausstattung (Systeme)

Ende 2016 Vorschub der Schutzhülle

Ende 2017 Anbringung der Membran zur hermetischen Abdichtung, Inbetriebnahmetests und Abnahme der Anlagen

Medienkontakte

Stéphanie Malek
Tel: +33 1 57 98 66 28
media.relations@vinci.com

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Ein ganz außergewöhnliches Projekt

Die bogenförmige Schutzhülle besteht aus einer 25.000 t schweren Stahlkonstruktion (voll ausgerüstet: 36.000 t). Allein durch ihre Größe sprengt sie jede Norm: Höhe 108 m, Länge 162, Spannweite 257 m. Es ließe sich darin bequem das Stade de France, die Freiheitsstatue oder die Bodenfläche des Eiffelturms unterbringen. Die Höhe entspricht einem 30-stöckigen Gebäude.

Die Hülle ist für Temperaturen von -43 °C bis +45°C ausgelegt und hält einem Wirbelsturm der Klasse 3 (der sich aller Wahrscheinlichkeit nach alle 1.000.000 Jahre ereignet) und einem Erdbeben der Stärke 6 auf der Mercalli-Skala (Häufigkeit: alle 10.000 Jahre) stand. Die Ukraine ist eine Region mit schwachem Erdbebenrisiko. Das Epizentrum eines Erdbebens wäre in Rumänien, 300 km davon entfernt.

Die Sicherheit des Personals – eine absolute Priorität

In Spitzenzeiten arbeiten bis zu 1220 ukrainische Arbeitskräfte auf der Baustelle. Die Mannschaften wechseln sie alle zwei Wochen ab: 2 Wochen Arbeits-, 2 Wochen Ruhezeit. Die Projektleitung setzt sich aus 220 Expats aus 21 Ländern zusammen.
Messungen (Radioaktivität und Luftimmissionen) sind über den gesamten Projektverlauf an der Tagesordnung. Das Personal untersteht einer ständigen Überwachung. 60 ausgebildete Fachkräfte befassen sich vor Ort ausschließlich mit Strahlenschutz.

Die Planungs- und Baumethoden beruhen auf dem für den gesamten Kernkraftsektor geltenden „ALARA“-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable), das darin besteht, in der Planungsphase mehrere Lösungen zu prüfen und dafür jeweils die nicht zu überschreitende Strahlenbelastung zu berechnen. Darüber hinaus finden während der gesamten Bauzeit regelmäßig unangekündigte Evakuierungsübungen statt.

Das dort eingesetzte Personal ist mit geeigneten Schutzausrüstungen (Schutzanzüge, Gesichtsmasken, Sicherheitsstiefel, Schutzhelme, Handschuhe) und zwei Strahlenmessgeräten ausgestattet, einem gesetzlich vorgeschriebenen Dosimeter zur Bestimmung der monatlichen Strahlendosis und einem Arbeitsdosimeter zur Echtzeitmessung der Strahlenbelastung im Vergleich zu den kalkulierten Werten. Die erfassten Daten werden täglich vom NOVARKA-Strahlenschutzpersonal vor Ort geprüft und vom Labor des Auftraggebers ausgewertet. Bei Überschreitung der zulässigen Dosis (im Prinzip aufgrund der eingerichteten Präventionsverfahren so gut wie ausgeschlossen) wird ein Zutrittsverbot zum Arbeitsbereich verhängt. Darüber hinaus finden spezifische Protokolle Anwendung, wie die systematische Auswertung der Daten durch Strahlenschutzexperten. Bestimmte Bauarbeiten, insbesondere in unmittelbarer Sarkophagnähe (z.B. an den Sohlschwellen), werden hinter Beton- bzw. Bleiabschirmungen ausgeführt.

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Spannweite der Schutzhülle: 257 Meter

Höhe der Schutzhülle: 108 Meter

Länge der Schutzhülle: 162 Meter, fast so groß wie zwei Fußballplätze

Metallkonstruktion: 25 000 Tonnen

Lebensdauer des Bauwerks: 100 Jahre

17 Millionen Stunden Bauzeit

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