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Geeinte Kräfte für ein Ausnahmeprojekt in Peru

23 Juli 2018 - Baustellen - Peru

Bei Übernahme der Konzession für die Stadtautobahn Lima stand VINCI Highways, VINCI Concessions, vor zwei großen Herausforderungen: von heute auf morgen den Betrieb einer stark befahrenen städtischen Verkehrsachse mit Integration eines 600-köpfigen Mitarbeiterteams zu gewährleisten und die auf halber Strecke gestoppten Bauarbeiten für einen 9 km langen Autobahnabschnitt fertigzustellen. Um sie zu meistern, wurde die umfassende Expertise des Konzerns mobilisiert.

Lima ist mit 10 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Südamerikas. In der peruanischen Hauptstadt zwischen Pazifikküste und Anden ist das starke Wirtschaftswachstum des Landes spürbar – seit zehn Jahren durchschnittlich 6% pro Jahr. Die Verkehrsinfrastrukturen sind zu klein geworden. Um für einen flüssigeren Verkehr zu sorgen, wurde beschlossen, die Stadtentwicklung durch einen entsprechenden Ausbau der Infrastrukturen zu begleiten und die vor mehr als 50 Jahren gebaute Stadtautobahn zu modernisieren. Die 16 km lange, Y-förmige Schnellstraße schließt im Osten an die von den Kordilleren kommende Straße und im Norden und Süden an die sich durch die beiden amerikanischen Kontinente ziehende Panamericana an.

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VINCI Highways war von einer vielversprechenden Zukunft dieser 2009 als Konzession vergebenen Infrastruktur überzeugt und bewarb sich 2016 für die Übernahme der Konzessionsgesellschaft Lamsac (sowie der Betreibergesellschaft des elektronischen Mautsystems PEX). Die Konzession läuft bis 2049. „Diese Akquisition entspricht voll und ganz der Wachstumsstrategie von VINCI Concessions, um unsere Präsenz in Lateinamerika durch große Projekte zu stärken“, kommentierte Nicolas Notebaert, Geschäftsführer von VINCI Concessions.
Nach langen Verhandlungen mit dem damaligen Gesellschafter, dem brasilianischen Investmentfonds Invepar, besiegelte VINCI Highways Ende 2016 die Übernahme zur größten Zufriedenheit der Stadtverwaltung von Lima, die VINCI als Langzeitinvestor sehr schätzt. Die Investition war beträchtlich: 1,8 Milliarden Euro. „Es war unsere erste Brownfield-Autobahnkonzession außerhalb Frankreichs, d.h. die Übernahme bestehender Assets.“ Zum Zeitpunkt der Übernahme waren 16 km Mautstrecke bereits in Betrieb und 9 km als Teil der Konzession – die Anschlüsse zum Flughafen und zum Handelshafen der Stadt – in Bau.

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BEI ANKUNFT VOR ORT stand das VINCI Highways-Team zwei erheblichen Herausforderungen gegenüber. Erstens den Betrieb eines täglich von 139.000 Fahrzeugen frequentierten Abschnitts mit dem Ziel zu gewährleisten, rasch eine Servicequalität nach internationalem Standard zu erreichen, das heißt eine Verkürzung der Fahrzeiten sowie der Wartezeiten an den Mautstellen. Zweitens die Arbeiten für den neuen Abschnitt dort wieder aufzunehmen, wo sie das in Konkurs gegangene, brasilianische Unternehmen OAS abgebrochen hatte, und sie nach dem Stand der Technik fertigzustellen.Laurent Cavrois, nach 7 Jahren an der Spitze der Konzessionsgesellschaft LISEA im Juli 2016 zum CEO von Lamsac ernannt, zog dafür alle Kompetenzen der Gruppe heran. „Für den Betrieb erhielten die lokalen Teams Unterstützung durch unsere Autobahnexperten aus Griechenland, Russland und der Slowakei“. Es ging darum, die Abläufe an internationale Bewirtschaftungsstandards anzupassen und das Management mit mehr Eigenverantwortung auf jeder Ebene neu zu ordnen: „Innerhalb von sechs Monaten ist es uns gelungen, die Arbeitsweise der 600 Mitarbeiter der Betriebsmannschaft umzustellen“, merkte Laurent Cavrois erfreut an. Für das Bauvorhaben setzte VINCI Highways ein aus Experten aus zahlreichen Bereichen bestehendes Bauleitungs- und Projektmanagementteam ein: VINCI Concessions (Fahrbahnbau), VINCI Construction Grands Projets, Sixense (Brücken- und Tunnelbau) und VINCI Energies.Ihre Aufgabe war es, in der Due Diligence-Phase vor der Übernahme die Qualität der bereits ausgeführten Arbeiten zu prüfen und das noch ausständige Leistungsvolumen auf dem 9-km-Abschnitt mit einem 1,8 km langen Tunnel und zehn Autobahnbrücken abzuschätzen.

DER BEFUND WAR EINDEUTIG. „Den angeblich zu zwei Dritteln realisierten Baufortschritt haben unsere Experten eher auf 50% eingeschätzt“, berichtete Nicolas Charles, technischer Leiter VINCI Highways. „Darüber hinaus hat eine genauere Diagnose zahlreiche Mängel, davon zwei schwerwiegende aufgezeigt: der fertige Tunnel wies zahlreiche Wasserinfiltrationen auf und das Tunnelumfeld war geotechnisch nicht oder kaum behandelt worden.“ Um auch den strengsten Normen zu genügen, hat die Konzessionsgesellschaft infolge der komplexen technischen Verhältnisse eine radikale Entscheidung getroffen: „Wir haben beschlossen, das Engineering bei uns anzusiedeln; das ist bei Konzessionsnehmern, die dies generell als Risiko betrachten, nicht üblich“, erklärte Nicolas Charles.

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EIN PROJEKTMANAGEMENT- UND ENGINEERINGTEAM aus 80 Personen machte sich an die Arbeit: seine Aufgabe war es, die Planung zu hinterfragen und auf internationalen Standard zu bringen. Für den Bau ging die Konzessionsnehmerin auf Nummer sicher: ein Gemeinschaftsunternehmen aus Grania y Montero, peruanischer Marktführer, und VINCI Construction Grands Projets. Parallel dazu wurde zur Überwachung des Baufortschritts ein von VINCI Highways geleiteter technischer Ausschuss mit den besten Experten des Konzerns eingerichtet. „Sie sind monatlich die 9 km lange Strecke zu Fuß abgegangen, um alle Probleme zu lösen, sobald sie sich stellten.“ Gestützt auf dieses hochkarätige Team waren alle Energien auf die Einhaltung der Termine fokussiert. „In Spitzenzeiten waren bei der Tag und Nacht sieben Tage pro Woche laufenden Baustelle bis zu 5000 Personen im Einsatz“, führte Yvonnick Levaché aus, Projektleiter bei VINCI Construction Grands Projets.

EINE DER GRÔSSTEN TECHNISCHEN HERAUSFORDERUNGEN wartete an den Ufern des Rímac, eines von den Bergen kommenden Flusses, der vor seiner Mündung ins Meer mitten in der Stadt einen Canyon bildet. „Auf einem großen Stück der zu realisierenden Strecke lagen auf der einen Seite das abbröckelnde Rímac-Ufer und auf der anderen Slums“, fuhr Yvonnick Levaché fort. Die bestehenden Aufschüttungen waren an den engsten Stellen für einen Autobahnbau unzureichend. Es wurde daher beschlossen, diese Abschnitte in „Pfahlbauweise“ zu realisieren: ein Pfahlwerk über mehr als einen Kilometer mit 500 zwischen 25 und 30 m tief gegründeten Pfählen. „Um diese bodennahen Viadukte fristgerecht fertigzustellen, wurden zum Einbringen der Pfähle sämtliche in Peru verfügbaren Ressourcen sowie die Teams von Soletanche Bachy aus den Nachbarländern herangezogen“, erinnerte sich Yvonnick Levaché. Auch an Überraschungen mangelte es nicht. „Beim Bauen sind wir auf 170 legale und illegale (auf keinem Plan verzeichnete) unterirdische Leitungen gestoßen“, fuhr er fort.

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DER NEUE ABSCHNITT wurde am Freitag, den 15. 6. 2018, in Betrieb genommen. Nun beginnt für Lamsac ein neues Kapitel. Das Ziel der Betreibergesellschaft ist klar: der Verkehr muss noch flüssiger, die Fahrzeit und die Wartezeiten an den Mautstellen verkürzt werden. Auch hier ist die Challenge beträchtlich und erfordert die Anpassung an lokale Gewohnheiten: „Die Hälfte der Staus ist auf das unvermittelte Halten von Hunderten von Kleinbussen mitten auf der Fahrspur zurückzuführen, um Fahrgäste zu- und aussteigen zu lassen“, erklärte Laurent Cavrois, der keineswegs entmutigt ist, sondern im Gegenteil große Pläne verfolgt. „Bis 2020 wollen wird die E-Maut von heute 15% auf 40% der Transaktionen ausbauen.“ Der Geschäftsführer der Konzessionsgesellschaft kann sich dafür auf durch die Übernahme stark motivierte Teams bei Lamsac und Pex (Betreiber und Entwickler des Mautsystems bei Lamsac und des Parkgebührensystems im Umland) stützen. Seitdem VINCI Highways das Ruder übernommen hat, ist die Zahl der E-Maut-Abonnenten um mehr als 100% gestiegen. Von Hilfe dabei war das fachliche und vertriebliche Know-how von ETC, der für Mautdienste zuständigen Fachabteilung von VINCI Highways. Der etablierte Dreijahresplan „Lamsac 2.0“ setzt neue Impulse. „Bei konstanter Unternehmensgröße ist künftig eine von 16 auf 25 km ausgebaute Infrastruktur zu bewirtschaften“, betonte Laurent Cavrois. Eine neue Herausforderung, die darauf wartet, von VINCI Highways gemeistert zu werden.