119,700€ Der Aktienkurs fiel um -0,30 %   03.28.2024 09:33

VINCI in Katar - FAQ QDVC

Projekte und Geschäftsgebaren

> Wann wurden die ersten Verträge des VINCI-Konzerns in Katar unterzeichnet?

VINCI hat eine historische Präsenz in Katar: Bereits 1982 war die Tochtergesellschaft Terre Armée dort im Bereich Bodenverstärkungen vertreten. Später lieferte die VINCI-Tochter Entrepose zwei Flüssiggastanks nach Ras Laffan, und als die Projekte sich zu häufen begannen, bestand die Strategie von VINCI Construction Grands Projets in der Gründung eines Joint Ventures - QDVC - mit den Kataris.

Seit 2007 realisiert VINCI über QDVC, dessen Kapital zu 51% von der Qatari Diar Real Estate Investment Company und zu 49% von VINCI Construction Grands Projets gehalten wird, Infrastrukturprojekte in Katar. Die Qatari Diar Real Estate Investment Company gehört der Qatari Investment Authority (QIA), dem Staatsfonds von Katar.

Anfang der 2000er Jahre hatte Katar den Ehrgeiz, seine Infrastruktur zu modernisieren. Dazu gehörten insbesondere diverse unterirdische Bauprojekte zum Aufbau eines öffentlichen Verkehrsnetzes. Da Katar im eigenen Land nicht über derartige Kompetenzen verfügte, bestand der Wunsch, sich dieses Know-how durch die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit VINCI zu sichern.

> Warum haben Sie für die Tätigkeit in Katar eine Tochtergesellschaft - QDVC - gegründet, bei der VINCI Minderheitsaktionär ist?

Das war zum Zeitpunkt der Gründung von QDVC in Katar per Gesetz vorgeschrieben: Ein ausländisches Unternehmen durfte maximal 49% einer Tochtergesellschaft in diesem Land besitzen.

> Welche Projekte hat QDVC in Katar ausgeführt?

QDVC hat zum Bau von Infrastrukturprojekten in Katar mit einer Gesamtlänge von über 114 km beigetragen, darunter das Lusail Light Rail Transit System (insgesamt 33 km Gleisstrecke und 37 Stationen, davon 10 unterirdisch), die Red Line der Metro Doha (16 km, 32 km Tunnel und 5 Stationen), der New Orbital Highway 2 (47 km Autobahn) sowie der Landschaftspark und die Tiefgarage von Sheraton Park und die Lusail Car Parks.

Als die Ausschreibungen für die Stadien herauskamen, befand sich QDVC gerade mitten im Hochlauf. VINCI zog es angesichts der bereits laufenden Vorhaben - Metro, LRT Lusail und New Orbital Highway - vor, sich auf die Realisierung dieser außerordentlich anspruchsvollen Projekte zu konzentrieren, die technisch komplexer sind als der Bau eines Stadions.

> Was sind die nächsten Projekte von QDVC in Katar?

QDVC steht bei einigen Projekte in der Vorplanungs- bzw. Sondierungsphase. Aber tatsächlich ist es so, dass Katar in Bezug auf große Infrastrukturprojekte das Ende eines Zyklus erreicht: Die Metro und die großen Abwasseranlagen sind fertiggestellt.

> War VINCI an den Projekten für die Fußball-WM 2022 in Katar beteiligt?

Keines der von QDVC in Katar durchgeführten Projekte steht in direktem Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft. Die ersten Infrastrukturprojekte wurden QDVC auch bereits vor der Vergabe der WM 2022 an Katar übertragen. VINCI hat weder einen Vertrag mit dem nationalen Organisationskomitee der WM unterzeichnet noch Stadien oder Hotels gebaut.

Die Metro Doha, die den Flughafen mit dem historischen Stadtzentrum Msheireb verbindet, und die Stadtbahn von Lusail, die Pumpstation PS70, die Ringstraße New Orbital Highway zwischen dem Hafen Messaid und dem Industriegebiet von Doha, der Sheraton-Park oder die Tiefgaragen Lusail bzw. Sheraton Park entsprechen der "Nationalen Vision 2030", die von der Regierung Katars verabschiedet wurde, um die Wirtschaft zu entwickeln und zu diversifizieren und die Abhängigkeit von der Mineralölindustrie schrittweise zu verringern.

Menschenrechte

> Gibt es in Zusammenhang mit der Tätigkeit von VINCI in Katar weiterhin Vorwürfe gegen VINCI wegen Zwangsarbeit?

Im März 2015 hat die französische NGO Sherpa eine Klage eingereicht, in der VINCI Zwangsarbeit und unwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen auf den Baustellen des Konzerns in Katar vorgeworfen wurden. Diese Klage wurde im Januar 2018 nach einer Voruntersuchung mangels ausreichender Beweise von der Staatsanwaltschaft des Gerichts Nanterre eingestellt.

Am 18. November 2018 haben Sherpa zusammen mit CCEM (Comité contre l'Esclavage Moderne/Komitee gegen moderne Sklaverei) wegen der gleichen Vorwürfe eine Klage mit zivilklage gegen VINCI, VINCI Construction Grands Projets, QDVC und eine Gruppe von Managern und Führungskräften eingereicht.

Am 9. November 2022 war VINCI für die Anklageerhebung beim Untersuchungsrichter von Nanterre vorgeladen.

VINCI erinnert daran, dass eine Anklage nicht gleichbedeutend mit Schuld ist, und ist angesichts der Qualität unserer Praktiken und der Bedeutung, die der Konzern der Achtung der Menschenrechte beimisst, weiterhin zuversichtlich, dass die 2019 begonnene und bis heute noch nicht abgeschlossene Untersuchung zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann.

VINCI arbeitet dazu weiterhin mit der Justiz zusammen -wie stets seit 2015- um nachzuweisen, dass diese gegen den Konzern erhobenen Vorwürfen nicht gerechtfertigt sind, und hat parallel dazu bei der Ermittlungskammer des Berufungsgerichts Versailles einen Antrag auf Nichtigerklärung der Anklageerhebung mangels schwerwiegenden und übereinstimmenden Indizien gestellt.

In diesem Zusammenhang ist es ziemlich überraschend, dass einige Mitarbeitende und ehemalige Mitarbeitende von VINCI am 20. September 2023 im Polizeigewahrsam genommen wurden.

> Beschlagnahmen Sie die Pässe der Arbeiter?

QDVC hat noch nie die Pässe von Arbeitern beschlagnahmt. Die Arbeiter behalten ihre Pässe und haben persönliche Schließfächer zur Verfügung. Bevor QDVC über eigene Unterkünfte verfügte, hatten die Arbeiter die Möglichkeit, ihre Pässe gegen Entlastung beim Unternehmen in Gewahrsam zu geben.

> Wie hoch ist das Entgelt eines Arbeiters?

Das durchschnittliche Entgeltpaket eines QDVC-Arbeiters beträgt aktuell 1.100 € (QAR 4.557). Dies beinhaltet den Nettolohn von 445 €/Monat, zu dem noch Unterkunft, Verpflegung, Transport und Wäschedienst hinzukommen. Dieses Vergütungsniveau liegt über den lokalen Standards und steigt stetig an. Das im März 2021 in Katar eingeführte monatliche Mindestentgelt beträgt 495 € (QAR 1.800). Dies beinhaltet einen Nettolohn von 275 €/Monat (QAR 1.000) sowie Unterkunft und Verpflegung.

> Und bei den Subunternehmern?

Wir kontrollieren unsere Subunternehmer, um sicherzustellen, dass sie ihren Arbeitern den Mindestlohn sowie Überstunden zum geltenden Satz und im Einklang mit dem Arbeitsrecht bezahlen.

> Wie sind die Arbeitszeiten?

Bei QDVC beträgt die Arbeitszeit 8 Stunden pro Tag (+ 2 Überstunden auf freiwilliger Basis), 6 Tage die Woche. Insgesamt sind dies maximal 60 Stunden pro Woche, was den Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entspricht. Über die 8 Stunden täglich hinausgehende Mehrarbeitsstunden werden mit 125 % vergütet, freitags und an Feiertagen mit 150 % (siehe Beschäftigungs- und Unterbringungsbedingungen).

> Wie schützen Sie die Arbeiter bei großer Hitze?

Im Sommer, d.h. in der Zeit vom 1. Juni bis zum 15. September, ist jegliche Arbeit im Freien unter direkter Sonneneinstrahlung zwischen 10:00 und 15:30 Uhr verboten (siehe Gesundheit und Sicherheit).

Jedes Jahr wird ein Programm zur Prävention hitzebedingter Risiken durchgeführt. Es findet eine Sensibilisierungskampagne für alle Beschäftigten statt, und auf den Baustellen sind Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren installiert. Die gefühlte Temperatur auf den Baustellen wird von eigens damit beauftragten Personen mithilfe spezieller Messgeräte regelmäßig kontrolliert. Wenn die Temperatur 32,1 Grad WBGT überschreitet, wird die Arbeit auf der Baustelle eingestellt.

> Welche Beschwerdemechanismen gibt es für Arbeiter?

Bereits 2011 wurde ein Arbeiternehmerausschuss eingerichtet, dessen Scope und Befugnisse 2014 erweitert wurden und der sich mit Themen wie Arbeitsbedingungen, Entgelt, Unterbringungsbedingungen, Gesundheit/Sicherheit usw. befasst. 2016 organisierte QDVC die ersten freien Arbeitnehmervertreter-Wahlen in Katar. Es wurde auch ein Mechanismus für individuelle Beschwerden eingerichtet, und die Arbeiter können das in Zusammenarbeit mit der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) eingeführte unabhängige Hinweisgeber-System nutzen (siehe Arbeitnehmervertretung).

> Gibt es viele Unfälle auf den Baustellen?

Die Sicherheitsstatistiken sind in Katar besser als in Europa. Diese Statistiken umfassen alle Beschäftigten von QDVC einschließlich Subunternehmern.

> Muss VINCI denn in solchen Ländern arbeiten, wenn man doch weiß, dass die Menschenrechte dort gefährdet sind?

Wir haben diese Frage einer großen internationalen NGO gestellt, die sich für die Achtung der Menschenrechte in der Welt einsetzt, und ihre Antwort war kategorisch: "Wenn Unternehmen wie die Ihren das Land verlassen, werden wir die dortigen Praktiken niemals verändern können."

Generell setzen wir keine Länder auf die Schwarze Liste - außer natürlich solche, in denen die Sicherheitsbedingungen für unsere Mitarbeitende nicht garantiert werden können. Stattdessen wenden wir in allen Ländern, wo wir tätig sind, unsere Standards in Bezug auf Sicherheit und Geschäftsethik an und bemühen uns, die Veränderung der lokalen Praktiken voranzutreiben.

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Letzte Aktualisierung: 10. 11. 2022